Ich komme vom Schaltwagen, da ist es eh ne Umstellung.
Hatte vorher auch schon vom Gummiband-Effekt gelesen.
Fühlt sich auch nen bisschen so an, man muss sich dran gewöhnen.
Spritzigkeit ist nicht so ganz die Stärke, den kontinuierlichen Durchzug finde ich aber gut.
Das ging mir genauso, vor dem Kuga hatte ich privat nur Schaltgetriebe und dienstlich herkömmliche Automatikgetriebe oder Doppelkupplung-Getriebe DSG. Die nicht nur hier in unserem Forum geäußerten Befürchtungen von Leuten, die den Kuga PHEV mit seinem CVT-Getriebe eben noch nicht gefahren hatten, waren fast schon mit Horrorszeanrien zu vergleichen: Der Motor dreht ständig hoch, macht einen Heidenlärm, ist nicht spritzig, usw. Das war sicherlich 1972 im DAF 66 variomatic richtig, aber wir sind mittlerweile 50 Jahre weiter... Alle (!) diese Bedenken kann ich aus nunmehr fast 7.000 km "Erfahrung" auf allen Arten von Straßen mit dem Kuga PHEV absolut zerstreuen:
- zu den Drehzahlen: Der Motor dreht nur dann richtig hoch, wenn ich aus beiden Systemen (Elektroantrieb und Verbrenner) die höchste Leistung abrufe, also z. B. wenn ich im Sportmodus mit Kickdown beschleunigen möchte, bei 140 km/h auf der Autobahn zum Überholen ansetze usw. Das heißt, wenn ich mehr oder weniger die vollen 225 System-PS einsetzen will. Dabei sei eine ernsthafte Frage gestattet: Wie oft brauche ich diese 225 PS? Im Kuga mit seinem PHEV-System und dessen ureigensten Einsatzbereich in der Stadt und auf der Kurzstrecke wird das eher untergeordnet der Fall sein. Natürlich sind wir alle mal auf der Autobahn unteewegs, wollen mal ausprobieren, fahren in Urlaub usw. Natürlich kann ich die hohen Drehzahlen provozieren. Aber im Alltag brauche ich persönlich die volle Systemleistung des Kuga nie. Deshalb fahre ich für gewöhnlich ausschließlich und sinnvollerweise mit dem E-Antrieb, und im Stadt- und Überlandverkehr reichen diese 131 PS aus, um auch ein 2-Tonnen-Auto wie den Kuga nicht gerade langsam bewegen zu können.
- zur Lautstärke des Kuga-Verbrenners: Zum einen ist der Benzinmotor des Kuga sicherlich nicht lauter als der Verbrennungsmotor in anderen Autos auch, ganz im Gegenteil: Wenn sich auf einer Fahrt der Benziner zuschaltet, dann geschieht das meist so leise und unaufdringlich, dass man nur ein leises sonores Brummen hört, solange der Motor kalt ist. Bei betriebswarmem Motor kann es durchaus sein, dass man lediglich an der Anzeige im Display erkennt, dass der Benziner mitläuft, egal ob Stadt oder Überland oder Autobahn.
Und eines steht sicherlich fest: Es ist doch bei allen anderen Getriebearten genauso: wenn mit Kickdown oder per Zurückschalten hohe Drehzahlen abverlangt werden, ist das immer verbunden mit einer entsprechenden Geräuschkulisse eines Verbrennermotors. Da können wir uns im Kuga aber absolut nicht beschweren.
- zur Spritzigkeit: ein spritziges Fahrverhalten liegt immer auch ein Stück weit in der Hand des Fahrers. Natürlich kann ich von einem Auto, welches etwa zwei Tonnen wiegt, auf der Urlaubsfahrt mit Familie und Gepäck und Hund, und mit 3 Fahrrädern auf der Anhängerkupplung auch schon mal 2,5 t auf die Waage bringt, nicht die Fahrleistungen eines kleinen Zweisitzer-Sportwagens erwarten. Und natürlich sind die 130 Elektro-PS in dieser Gewichtsklasse nicht dazu geeignet, tolle Fahrleistungen oder gar Spritzigkeit zu erzeugen. Wenn ich aber im Sportmodus unterwegs bin, der Benziner mitläuft und betriebswarm ist, der Akku nicht gerade völlig leer ist und ich mich nicht auf der oben beschriebenen Urlaubsfahrt befinde, dann geht die Systemleistung des Kuga von optimalerweise 150 + 130 PS aber sehr deutlich zur Sache, dann lässt er es heftig krachen. Aber dazu muss man eben die entsprechenden Voraussetzungen schaffen und den Sportmodus eingeschaltet haben. Wenn ich im Eco-Modus und EV-jetzt unterwegs bin, kann es keine Spritzigkeit geben. Auch in anderen Autos und Motorisierungen muss ich, um Spritzigkeit erwarten zu können, das Fahrzeug entsprechend bedienen, das ist im Kuga nicht anders.
Noch eine kleine Anmerkung dazu: Ein Maß für die Beurteilung der Spitzigkeit eines Autos ist immer das Verhältnis von Fahrzeuggewicht zu Leistung. Der Kuga PHEV hat ein Leistungsgewicht von rechnerisch rund 112 PS je Tonne Fahrzeuggewicht (bezogen auff 225 PS und 2t Gewicht), auf der beschriebenen Urlaubsfahrt mit voller Beladung vielleicht nur noch 90 PS/t. Rein elektrisch angetrieben sprechen wir ohne Zuladung nur noch von 65 PS/t. Da kann natürlich nix an Spritzigkeit aufkommen. Zum Vergleich: Mein guter alter Opel Kadett von 1986 hatte mit seinem 1,3 Liter-Motörchen und 75 PS auch schon fast 110 PS/t, weil er nur 690 kg auf die Waage brachte. Und für damalige Verhältnisse ging der ab wie Schmitz Katze. So wie der Kuga heute auch abgeht ... wenn ich die technischen Möglichkeiten, die er mir bietet, einzusetzen weiß.
- zum Gummiband-Effekt: Der ist weitaus weniger deutlich ausgeprägt, als befürchtet. Der ist auch in der Serienfertigung deutlich geringer als im damaligen Kuga-Prototyp-Vorführwagen. Das Getriebe gibt die vom Gasfuß angeforderte Leistung mit äußerst geringer Verzögerung an die Antriebswellen weiter. Ich sehe es sogar als Vorteil an, wenn die volle Systemleistung nicht brachial und schlagartig an Getriebe und Räder weitergeleitet werden. Da hat Ford mit dem Getriebe des Kuga einen richtig guten Wurf getan. Gegenüber normalen Automatik-Getrieben ist es keine sehr große Umstellung, die Eingewöhnungszeit ist äußerst kurz.
Meine Garage liegt im Keller meines Hauses und ich muss über eine kurze Rampe relativ steil herunter bzw. auch wieder wieder hinaus. Wir parken grundsätzlich rückwärts ein. Anfangs hatte ich Bedenken, wie sich der Motor und das Getriebe verhalten, wenn ich in der Garage anfahre und mit weniger als Schrittgeschwindigkeit direkt auf die steile Rampe muss, mittendrin noch einmal warten, ob nicht Querverkehr kommt, und dann an der steilsten Stelle noch einmal anfahren. Aber alle meine Bedenken waren absolut unnötig. Der Kuga macht das alles so souverän, mit so wenig Drehzahl, so leise, das ist richtig gut. Da geben andere Autos mit Wandlerautomatik erheblich höhere Geräusche von sich, weils sie eine erheblich höhere Motordrehzahl brauchen. Ein Doppelkupplungsgetriebe DSG schafft es garnicht, da säuft dir die Kiste beim Anfahren auf der Rampe ab, wenn Du nicht mit Schwung rausfahren kannst. Und vom Anfahren mit Schaltgetriebe und Kupplung am steilen Berg müssen wir garnicht reden. Da ist der Kuga mit seinem CVT-Getriebe mit großem Abstand die bisher beste Lösung, die ich hatte.
Alles in allem kann ich dieses Getriebe nur loben. Alle Bedenken hinsichtlich der befürchteten Nachteile verschwinden sehr schnell, wenn man es einmal im alltäglichen Praxisbetrieb kennengelernt hat. Der Kuga PHEV ist kein DAF-66-variomatic von 1972. Mit diesem hat er bis auf das Grundprinzip des Getriebes absolut nichts gemeinsam.