Zeitgemäß ist das überhaupt nicht mehr, Auffrisieren und Entdrosseln für alles was schon über 180 oder an die 200 km/h läuft. Da stellt man sich schon die Frage nach der Motivation.
Wen wundern die Rufe nach Tempolimit für das letzte, nicht limitierte, Land, die letzten ewig Gestrigen hierzulande und die zahlreichen Zugereisten aus aller Herren Länder, die hier auf unseren „nach oben offenen“ Autobahnen Ihre Geschwindigkeitsorgien feiern wollen.
Vom Grundsatz her stimme ich Dir zu. Nach der kommenden Bundestagswahl müssen wir uns auch in Deutschland wohl auf eine generelle Höchstgewschwindigleit auf Autobahnen von 130 km/h einstellen, damit sind die ganzen Diskussionen um Maximalgeschwindigkeit und Abregelung der Autos sowieso hinfällig. Dann brauchen wir auch keine Autos mehr mit Leistungen oberhalb der 130 oder 150 PS-Marke. Damit regeln sich die höheren Reichweiten der zukünftigen E-Autos von ganz alleine, weil die E-Motoren deutlich kleiner werden...
Aber ich sehe auch die andere Seite: Ich bin Geschäftsmann und möchte nur ein paar Beispiele bringen:
1. Vor drei Wochen hatte ich einen ganztätigen Termin in Rellingen bei Hamburg, Gesamtstrecke hin und zurück ca. 1.250 km. Morgens hin zum Terminstart um 9:00 Uhr, abends dann zurück, zwei Personen im Auto mit Fahrerwechsel. Abfahrt 3:50 Uhr, Ankunft in Rellingen 8:30 Uhr. Abfahrt abends 17:30, Zielankunft zuhause 22:45 Uhr. Gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit bei Abzug der Pausen knappe 140 km/h, in der Spitze für weite Strecken 220 - 230 km/h. Man hätte natürlich aus dieser Geschäftsreise auch eine Dreitagstour machen können ...
2. Im Frühjahr ging freitags eine meiner Produktionsmaschinen kaputt, die montags unbedingt wieder laufen musste. Das Ersatzteil lagerte beim Maschinenbauer in Kisslegg im Allgäu, rund 500 km entfernt, und für samstags früh 8:00 Uhr war der Abholtermin des Teils vereinbart. Abfahrt früh um 4 Uhr, Ankunft in Kisslegg um 7:20 Uhr, vollgetankt, Ersatzteil übernommen, um 7:50 Uhr gings schon wieder auf die Rückfahrt, um 11:20 Uhr war ich zurück und die Monteure scharrten schon mit den Hufen. Um 17 Uhr lief die Maschine wieder und ich konnte montags meinen Produktionsauftrag abarbeiten. Keine 7 Stunden für 1.000 km sind knapp 150 km/h durchschnittlich. Da muss die Kiste fliegen. Klar, es muss alles passen, das Wetter, die Verkehrslage, so etwas geht nur samstags früh außerhalb der Ferienzeiten. Aber jede einzelne Stunde "Verlängerung" am Samstag hätte meine Firma round about 300,00 € Monteurstunden gekostet und es wäre später "Wochenende" gewesen. Ich hätte auch gemütlich mit maximal 130 fahren können statt mit stellenweise 240. Und eine Zweitagestour daraus gemacht. Und die Maschine erst dienstags wieder gestartet. Und den Kundenauftrag nicht bedinenen können ...
3. In 5 Wochen, Anfang August, muss ich für 2 Tage nach Dänemark. 1.000 km hin, 1.000 km zurück. Flugreise: Katastrophe, mit Zwischenlandung, Leihwagen, trotzdem noch 150 km zu fahren, da bin ich mit dem Auto schneller. Bahnreise: Noch größere Katatstrophe, da bin ich mit dem Auto viel schneller. Ich kann mich jetzt ins Auto setzen und mit maximal 130 km/h und durchschnittlich dann vielleicht 90 oder 100 km/h fahren und bin pro Strecke einen ganzen Tag unterwegs. Ich kann aber auch Nachts losfahren, bin mittags da, kann nachmittags die erste Terminserie abarbeiten, am nächsten Tag die zweite Terminserie und bin spätabends wieder zuhause ... 2 oder 4 Tage, die meine Arbeit im Büro liegen bleibt ... 1 oder 3 Übernachtungen in Dänemark ... Mal sehen, wie es läuft.
Nur so zur Info: Wenn kein Termindruck herrscht, fahre ich sehr gemütlich. Die Audis (alles 3,0 tdi mit 240 - 320 PS) laufen trotz dieser oben beschriebenen Fahrten mit einem jahrelangen Durchschnittsverbrauch von 6,5 - 7,5 Liter/100 km. Ich bin viele Jahre LKW gefahren und weiß, was es heißt, stundenlang mit 90 über die Autobahn und mit 70 überland zu fahren. Aber unsere Zeit wird immer schnelllebiger und hektischer. Kannst du mal bitte ... wäre das möglich ... geht das vielleicht heute noch ... mach doch mal schnell ... aber das war doch zugesagt ... ich brauche aber mal schnell ... Natürlich stellt sich die Frage, ob wir uns diesem Druck unterwerfen, aber wenn ein guter Kunde ruft, wenn ein Geschäft winkt oder eine Störung dringend abgearbeitet werden muss, dann graut mir vor 130 km/h.
Und noch etwas: Die oben beschrieben Fahrten gehen mit einem Kuga Hybrid nicht. Da muss der gute alte Diesel ran. Und wenn es der letzte Diesel sein wird, der vom Band läuft, ich werde ihn kaufen.