Verpflichtend ist ein solcher Ölwechsel herstellerseitig sicherlich nicht. Völlig unabhängig von der Frage, ob ein früher Ölwechsel sinnvoll ist oder nicht, ist die Vorgehensweise Deines Händlers äußerst zweifelhaft. Ich würde ganz locker einmal einen anderen Händler zunächst mit dieser Aussage konfrontieren und dem dann das Schreiben Deines Händlers vorlegen. Mal sehen, was der dann sagt.
Unabhängig davon halte ich einen frühen Ölwechsel jedoch durchaus für sinnvoll, auch wenn die Technologien und Toleranzen im Motorenbau erheblich präziser und besser geworden sind in den letzten 40 oder 50 Jahren. Dennoch habe auch ich am Kuga einen frühen Ölwechsel machen lassen, bei mir war es bei Kilometerstand 3.700. Auch wenn die Hersteller es nicht verlangen und auch viele Verkäufer und Werkstattmeister sagen, dass das nicht erforderlich ist, trägt ein solcher Ölwechsel massiv zum verschleißfreieren Lauf und zur höheren problemfreien Lebensdauer bei. Ich kann nur jedem empfehlen, beim ersten Ölwechsel in der Werkstatt zuzuschauen und sich nach dem Ablassen des Öls aus dem Motor die Ölablasschraube und das Öl zeigen zu lassen. Ihr werdet staunen, welcher Dreck da noch aus dem Motor herauskommt und wieviele Metallpartikel an der magnetischen Ablassschraube hängen. Und je früher ein solcher Ölwechsel gemacht wird, um so klarer ist noch das Öl und um so besser ist der "Dreck" erkennbar ...
Meine persönliche Praxiserfahrung: Wir haben es in der Firma ausprobiert: Zwei Audi, A5 und A6, mit identischem Motor 3,0 TDI, selbes Modelljahr. Beim A6 mit frühem Ölwechsel, beim A 5 nach Wartungsvorschfrift 2 Jahre bzw. 30.000 km. Immer Castrol Edge Vollsynthetik-Öl.
Der A6 (früher Ölwechsel, danach Ölwechsel alle 15.000 km) wurde verkauft bei km-Stand 345.000 ohne jeglichen Ölverbrauch, es wurde nie auch nur ein Tropfen zwischendurch eingefüllt.
Beim A5 (kein früher Ölwechsel, alle 30.000 km) musste anfangs alle ca. 8.000 - 10.000 km ein Liter Öl nachgefüllt werden, dies hat sich stabilisert ungefähr bis km-Stand 150.000, sodass er das Ölwechselintervall von 30.000 km ohne Nachfüllen ausgehalten hat. Motorschaden bei 170.000 km (Garantiefall). Mit dem neuen Motor: Früher Ölwechsel, danach alle 15.000 km, null Ölverbrauch.
Ähnliche Erfahrung haben wir mit unseren LKW, Gabelstaplern und Baumaschinen. Und was auch eine riesengroße Rolle spielt: Die Ölqualität. Wir haben in der Firma aufgrund des hohen Bedarfs immer gleich 200-Liter-Fässer Motoröl in der eigenen Werkstatt. Vor vielen Jahren hatten wir die Ölsorte umgestellt (um ein paar Cent zu sparen) und anschließend innerhalb von zwei Jahren dutzende Motorschäden im Fuhrpark. Nach erneuter Umstellung der Ölsorte gabe es über Jahrzehnte keinen Schaden mehr ...
Was ich persönlich (wieder einmal) daraus gelernt habe: Es gibt grundsätzlich einen frühen Ölwechsel an meinen Autos, geschäftlich wie privat, und weil das so ist, wird dieser schon beim Kaufpreis des Autos mit verhandelt und kostet mich also nix. Aber selbst wenn ich den Ölwechsel bezahlen müsste stehen diese Kosten in keiner Relation zum Kaufpreis des Autos und erst Recht nicht zu den Kosten und dem Ärger im Schadenfall. Und noch eines steht fest: Ich liefere der Werkstatt mein Öl zum Ölwechsel !!! Egal ob PKW oder LKW.
Fest steht aber auch: Wenn ich ein Leasing-Auto nur vier Jahre fahre und dann vielleicht 80.000 km drauf habe, kann mir das mit dem Ölwechsel so etwas von egal sein. Wenn ich mein Auto aber lieb habe und länger fahren möchte, dann tut man ihm und sich selbst mit dem frühen Ölwechsel durchaus etwas Gutes.