Hallo in die Runde!
Bin relativ neu hier und verfolge diesen sehr interessanten Thread schon einige Wochen.
Ich arbeite seit mehr als zwanzig Jahren für einen Automobilzulieferer im Bereich der Motorentechnik.
Alle Automobilhersteller haben ein ausgefeiltes Lieferantenmanagement (die aktuelle hausgemachte Lieferproblematik mal komplett ausgeblendet) und verlassen sich bei einem Bauteil NIE auf nur einen Lieferanten, es gibt immer mindestens einen "Plan B". Soll heißen, dass der Schwingungsdämpfer von mindestens zwei Zulieferern gebaut wird. Möglicherweise fertigt jeder dieser Zulieferer auf mehr als nur einer Anlage, immer ideale Brutstätte für Probleme!
Auf jeder Anlage wird irgendwann mal eine fehlerhafte Charge gefertigt (und dies in der Regel nicht nur vor Serienanlauf!) dies kann Lieferung von qualitativ unzureichendem Vormaterial, fehlerhaften Toleranzen oder einer nicht sauber laufenden Anlage, etc. als Grund haben. Nicht jedes Bauteil wird geprüft, wenn es von der Anlage kommt.
Die OEM verlassen sich auf Ihre TIER1 Lieferanten und prüfen auch nicht jedes Bauteil bzw. jede Charge, die ihnen geliefert wird.
Ohne den wirklichen Qualitätsmangel bei dem Bauteil zu kennen gehe ich davon aus, dass Ford irgendwann eine fehlerhafte Charge verbaut hat. Und ja, es kann dauern bis die Wurzel des Übels gefunden wird. Und ja, es gibt den Premiumhersteller, der dann eine Rückrufaktion einleitet und es gibt den Fahrzeughersteller, der einfach darauf wartet bis es Probleme gibt und der Kunde sich meldet. Fallweise geht es dann in der Regel vielleicht auch gut. Image und kostenrelavanter Punkt.
Dass es sich um ein Konstruktionsproblem handelt schließe ich aus. In diesem Fall hätte Ford alle Auslieferungen für einen spürbar langen Zeitraum gestoppt und dieses Forum würde von enttäuschten Nutzern überquellen, das Fahrzeug ist immerhin in tausenden Stücken schon seit zwei Jahren auf der Straße. Nebenher hat Ford sich die Konstruktion der Asiaten auch mit Sicherheit sehr sehr genau angesehen, die verbauen CVT schließlich schon lange genug.
Alles anzeigen
Deine Sachkenntnis im Zuliefergeschäft und Deine Aussagen decken sich mit allem, was mir im Ansatz bekannt war und ich zu verschiedenen Zulieferern für einzelne Bauteile und zu Serienstreuungen geschrieben habe. Hinter die meisten Punkte würde ich absolut ein Häkchen setzen.
Auch zum nicht kundenfreundlichen Verhalten von Ford und zu angestrebten Einzelfall-Lösungen aufgrund Kostenaufwand. Hier genau so schon geschrieben.
Nur die heraus zu lesende Annahme, dass das Ganze nicht so schlimm sein kann, ansonsten hätte Ford alle Auslieferungen gestoppt… ich weiß nicht.
Das ist mir etwas zu einfach und deshalb zu optimistisch. Der bisherige Verlauf zeichnet da ein ganz anderes Bild.
Ford hatte nun zwei Jahre Zeit, den Fehler zu finden!
So kann man Ford da nicht raus lassen und alles den Zulieferern anlasten; weder im technischen Mangel noch zum Zeitlauf, noch zum Verhalten gegenüber den Kunden.
Auch, dass Ford so viele CVT- Getriebe bei den Asiaten ansehen und studieren konnte wie sie wollten, um konstruktive Fehler zu vermeiden, geht fehl; gleich in doppelter Hinsicht:
Zum einen ist es kein Getriebeproblem und damit kein Problem des CVT.
Der Schwingungsdämpfer ist ein Bestandteil des Motors (egal welches Getriebe dahinter sitzt) und ist seit Jahrzehnten technisches Einmaleins im Motorenbau aller Hersteller.
Zum anderen hatte Toyota diese Probleme mit schwach ausgelegten Schwingungsdämpfern schon vor über 10 Jahren ausgemerzt; völlig unabhängig von den Zulieferern, durch technisch konstruktive Änderungen am Schwingungsdämpfer.
Hätte Ford also „gut recherchiert und kopiert“, wäre dieser Mangel erst gar nicht aufgetreten.
Die Zulieferer liefern, was vorgegeben und bestellt wird. „Reicht so“ war hier das Credo seitens des Auftraggebers; insgesamt demnach also eher konstruktiv.
Ob die Probleme nun auf den Schwingungsdämpfer alleine oder noch tiefer greifende technische Ursachen zurück zu führen sind, da mag ich gerne optimistisch sein.
Aber wäre es der Schwingungsdämpfer alleine:
Dann wären die Ingenieure doch komplett unfähig, zwei Jahre eine defekte Charge zu suchen…
Also diese zwei Alternativen hätten wir. Wer eine dritte hätte, her damit.
Das Teil müsste neu konstruiert und entsprechend ausgelegt werden, fertig. Und das ist nach zwei Jahren noch nicht geschafft?
Aber, wie gesagt, ich wäre gerne optimistisch und wünsche mir selbst, dass mit einem neuen Schwingungsdämpfer alles erledigt ist.
Noch mehr würde ich es so sehen wollen, wenn ich wie Du erst bestellt hätte.
Wird schon gut gehen.