Nicht Markt, sondern Strombörse. Und das (Un-)Wort des Jahres wäre für mich eher "Merit Order".
Das Kraftwerk mit den höchsten Grenzkosten, das gerade noch benötigt wird, um die Nachfrage zu decken, bestimmt den Marktpreis und damit die Erlöse bzw. Deckungsbeiträge aller günstigeren Anbieter.
Und die teuersten, aber gerade noch benötigten Kraftwerke sind momentan die Gas-Kraftwerke.
Strombörse oder Markt/Beschaffungsmarkt - über Wortklauberei sollte man die Kernaussagen nicht zerreden.
Auch das Grund-Prinzip der Ermittlung des Durchschnittspreises am Markt ist bekannt und so zutreffend, deckt sich aber keineswegs mit den aktuellen Markt-Preisen, zu denen die Stromversorger aktuell einkaufen.
Die Strompreise sind am Beschaffungsmarkt in 11.2022 zuletzt nicht unerheblich gefallen, aktuell auf Vorkrisen-Niveau, sogar bis zu 5 Cent pro Kilowattstunde am Spot-Markt (von mir aus auch „Spot-Börse“).
Da ich Wortspiele liebe: Der Verbraucher wird verspottet… denn:
Die Verbraucher zahlen dennoch wesentlich höhere Preise als vor der Krise, dazu in höchst unterschiedlicher Manier und mit völlig offensichtlichem Gewinn-Gebaren vieler Versorger.
Es gibt wohltuende Ausnahmen, bspw. unsere städtischen Versorger hier vor Ort (Öko-Strom am bereits von mir geschilderten Beispiel) und sogar manchen regionalen Grundversorgern, wie ebenfalls an meinem Beispiel ersichtlich. Die hier offensichtlich werdenden Differenzen sind nicht mehr nachvollziehbar.
Übergewinn wäre deshalb auch keineswegs das Unwort des Jahres, sondern Wort des Jahres, da traurige Realität.
Bei solchen eklatanten Differenzen (nicht nur reine Preiserhöhungen sondern auch der unterschiedlichen Behandlung von Neukunden) ist es höchste Zeit, dass dies gesetzlich geregelt wird.
Es regelt eben nicht alles der Markt von ganz alleine, bei solchen existenziellen Grundbedürfnissen wie Energie und Nahrungsmittel.
Die hohen Energie-Preise wurden und werden getrieben von Wetten der Zocker auf die Verschlimmerung von Krisen oder die jeweils nächste Krise; ganz egal ob Hunger und Tod.
Die kurzfristige Zockerei und Spekulation auf dem großen Parkett der weltweit agierenden finanzstarken Investments sollte zumindest in diesen Bereichen einreguliert werden.
Und nun ganz ohne Herzblut:
Die Versorger werden demnächst zur Offenlegung ihrer Kalkulation gesetzlich verpflichtet. Das ist doch schon mal ein nicht unwesentlicher Schritt in die richtige Richtung. Bei den aktuellen Endverbraucher-Preisen wird es so oder so nicht bleiben. Die Preise werden wieder sinken; erst recht, wenn die viel gescholtenen erneuerbaren Energien endlich voran gebracht werden.
Bis dahin fahre ich mit Überzeugung PHEV - und damit beides: mit dem E-Motor und wenn’s sein muss, halt mit Verbrenner.
Man kann darüber nachdenken, von welcher Seite in Zukunft Energiepreise eher diktiert werden - den Öl-Förder-Ländern mit ihrem Öl-Kartell und den Öl-Multis in der Rohöl-Verarbeitung oder seitens der Stromversorger. Da stehen die Zeichen für mich völlig klar.
Kein Grund zur Reue und Rückkehr zum (reinen) Verbrenner,