Nach genau zwei Monaten und fast 4.000 km Leihwagen im Kuga St-LineX EcoBoost mit dem 1,5 Liter Benzinmotor und Schaltgetriebe habe ich letzte Woche Samstag endlich meinen eigenen Kuga übernehmen dürfen, es ist ein PHEV in der Vignale-Ausstattung. Diesen habe ich nun auch schon über 800 km gefahren und über meine Erfahrungen im Vergleich mit diesen beiden Autos habe ich versprochen hier zu berichten. Ich versuche mich kurz zu halten, auch wenn es teilweise schwierig ist. Der Kuga ist ja auch ein tolles Auto. Ich habe die Reihenfolge der Kriterien für mich subjektiv nach meiner persönlichen Wichtigkeit geordnet.
Fahrwerk / Federung / Fahrverhalten
Schon als wir den St-LineX-Leihwagen im November beim Händler übernommen haben, auf die Autobahn sind und 620 km Nachhauseweg hinter uns gebracht haben, haben sowohl meine Frau als auch ich ein extrem unruhiges Fahrverhalten festgestellt. Insgesamt war mir der Leihwagen viel zu hart gefedert (trotz 17-Zoll-Winterreifen), er hat auf normaler Autobahn immer wieder Stöße durchgegeben, er hat auf unebenen Straßen und in Schlaglöchern gepoltert, egal wie langsam ich durchgefahren bin, er hatte insbesondere auf der Autobahn bei etwa 110 - 140 km/hmassive Probleme mit dem Geradeauslauf, und die sehr direkte Lenkung hat ihr Übriges zum empfinbdlichen Fahrwerk getan. Das hat sich auch über die ganzen 4.000 km nicht wesentlich verbessert. Autobahnfahren hat mit dem St-Line wirklich keinen Spaß gemacht.
Ich fahre im Jahr so meine 40.000 km in verschiedensten Autos, aber im Leihwagen habe ich zeitweise an mir selbst gezweifelt. Anfangs dachte ich, das käme von den neuen und noch sehr weichen Winterreifen. Ich hatte aber auch Bedenken, dass mein Vignale sich genauso fahren wird, und deshalb sogar Befürchtungen, dass mir dieses Fahrverhalten dauerhaft die Freude am Auto vermiest. Mit meinem guten alten S-Max (11 Jahre / 207.000 km) konnte ich bis zuletzt auf der ebenen und geraden Autobahn bei 150 - 160 km/h das Lenkrad mit zwei Fingern halten, so stabil, so ruhig und so angenehm hat der auf der Straße gelegen. Beim funkelnagelneuen Leih-Kuga St-LineX war das unmöglich, ständig waren Korrekturen erforderlich, völlig unabhängig davon, ob das Spurhaltesystem eingeschaltet war oder nicht. Ich habe alles ausprobiert, mit dem Reifendruck gespielt, usw., nichts half. Ich bin teilweise Strecken (nur um für mich selbst zu wissen, ob ich spinne) mit verschiedenen Autos abgefahren, aber im Kuga musste ich ständig auf der Hut sein, dass er nicht irgendwo nach rechts oder links abdriften will, und ständig korrigieren.
Diese Probleme sind beim Vignale gottseidank wie weggeblasen, obwohl er die identischen 17-Zoll-Winterreifen drauf hat, daran hat es also nicht gelegen. Nach wenigen hundert Metern wusste ich: In diesem Auto fühle ich mich (wieder) richtig wohl. Er hat eine absolut ruhige Straßenlage, man kann richtig ruhig fahren. Er läuft geradeaus, die Lenkung ist sehr angenehm wie früher im S-Max und deutlich weniger direkt als im Leih-Kuga, keine Nervosität auf der Autobahn. Beim St-Line hatten wir, sowohl meine Frau als auch ich, immer eine gewisse Grund-Anspannung, besonders auf der Autobahn, so richtig entspanntes Fahren war nicht möglich. Deshalb bin ich mit dem Vignale nun sehr beruhigt, das mit den zwei Fingern am Lenkrad geht wieder. Wir können wieder sehr entspannt Auto fahren.
Als ich meinem Händler von diesem Phänomen erzählt habe, sagte er (Zitat): "Ja, wäre auch schlimm, wenn der Vignale 'nur' wie ein St-Line wäre."
Fahrlicht
Was mir im Vergleich zum Leihwagen weiter aufgefallen ist, waren Unterschiede im Fahrlicht: Die adaptiven LED-Scheinwerfer hatten sie beide, also erst einmal kein Unterschied. In der Praxis bin ich im Leihwagen auf der Autobahn fast nur mit Abblendlicht gefahren, ohne das automatische Fernlicht zu benutzen. Der Grund dafür ist, dass die Reichweite des Abblendlichts höher war (!) als wenn ich das automatische Fernlicht eingeschaltet habe: Dann ging der Lichtkegel immer ein klein wenig nach unten. Sobald das automatische Fernlich wieder aus war, ging der Lichtkegel des Abblendlichts wieder um diese kleine Stückchen nach oben. Diesen Effekt habe ich regelrecht ausprobiert, weil wir am letzten Samstag zur Abholung unseres PHEV um halb fünf morgens losgefahren sind und erst einmal drei Stunden im Dunkel auf der Autobahn gefahren sind. Nur wenn alles frei war, habe ich das manuelle Fernlicht benutzt, da war es dann wirklich richtig hell vor dem Auto.
Genau dasselbe habe ich dann auf der Rückfahrt mit dem Vignale ausprobiert: Der hat diesen Effekt nicht. Da bleibt das automatische Fernlicht immer auf derselben Höhe wie das Abblendlicht. Aber auch hier wird es erst so richtig hell mit dem manuellen Fernlicht. Kurioserweise ist dies nur auf der Autobahn so, auf Landstraße schaltet er wie der St-Line das volle Fernlicht auch automatisch zu. Was auf der Autobahn ihn daran hindert, weiß ich noch nicht so recht.
Die Nebelscheinwerfer sind im Vignale auch ein Stück weit heller und leuchten die Fahrbahn gleichmäßiger aus. Im St-Line werden zwei Lichtpunkte vor das Auto gesetzt, im Vignale ist das ein breites Lichtband, wie es eigentlich sein soll. Diese Unterschiede finde ich sonderbar, weil die Technik doch eigentlich identisch sein sollte ...
Sitze
Der Leih-Kuga hatte manuelle Sitze, der Vignale die elektrischen. Davon abgesehen liegt der größte Unterschied darin, dass man die elektrischen Sitze in der Höhenverstellung sehr viel weiter anheben kann. Meine Frau ist relativ klein, hat den Sitz immer ganz oben (auch das war ein Grund für den Kauf des Vignale mit der Memory-Funktion der Sitze) und hat sich im Leih-Kuga über die mangelnde Rundumsicht beschwert, weil man den Sitz nicht hoch genug einstellen konnte. In unsere Garage parken wir zum Beispiel über ein Rampe abwärts immer rückwärts ein, das hat sie sich mit dem St-LineX gar nicht getraut. Mit dem Vignale ist das kein Problem mehr.
Die Sitze im Vignale haben an den Rückenlehnen etwas ausgeprägtere seitlich Wangen, sodass man gefühlt einen etwas besseren Seitenhalt hat. Im der täglichen Fahrpraxis wird man das aber nicht wirklich spüren können, da spielt mehr der Gewöhnungseffekt rein. Auf längeren Strecken sitze ich auch vom Gefühl der Beinablage an den Sitzvorderkanten bequemer als im St-Line.
Lautsprecher / Sound
Im Forum relativ oft angesprochen wird die Klangqualität der B&O-Soundanlage. Beide Autos hatten die drin. In meinem PHEV Vignale kann ich mich über die Klangqualität absolut nicht beschweren. Aber ich meine, dass es zwischen den Autos Unterschiede gibt. Die identische Musik hörte sich im St-Line gefühlt nicht so kräftig und nicht so sauber an wie im Vignale. Das habe ich gerade heute wieder ausprobiert: Ich konnte bei DAB-Radioempfang und Musik vom USB-Stick die Lautstärke bis zum Anschlag drehen, und der Klang blieb sauber, ohne Verzerrungen, ohne Dröhnen. Das war beim Leihwagen nicht so.
Innengeräusche
Der St-LineX mit seinem 150 PS-Benzinmotor war schon sehr angenehm leise im Innenraum. Lediglich bei höheren Drehzahlen war er deutlich zu vernehmen. Der Vignale mit seinem PHEV-Antrieb kann das noch einmal besser. Selbst auf der Autobahn bei 120 - 140 km/h kann ich meist nur am Display feststellen, ob der Benzinmotor läuft oder eben nicht. Das ist richtig angenehm. In wie fern das ANC seinen Beitrag dazu leistet?
Motor und Spritverbrauch
Über die 4.000 km mit dem Leihwagen hatte ich einen Durchschnittsverbrauch von 7,6 l/100 km. Die Abweichung von Tankfüllung zu Bordcomputer war sehr gering, die habe ich nur bei den ersten drei Tankfüllungen überprüft. Im Vignale kann ich dazu noch nichts sagen. Vergleicht man die reinen Leistungsdaten des 1,5 Liter EcoBoost-Dreizylinders mit dem 2,5 Liter Duratec-Vierzylinder im PHEV, so haben sie beide rund 150 PS. Abgesehen davon, dass der Duratec bei leerem Akku schon jetzt (Neufahrzeug) bessere Fahrleistungen zeigt, ist er auch jetz schon sparsamer, denn er genehmigt sich bis jetzt rund 1 l/100 km weniger. Und das bei einem deutlich höheren Fahrzeuggewicht, denn der Duratec muss die Batterie und die E-Technik zusätzlich mitschleppen. Und das auch trotz Schaltgetriebe vs. Automatik-CVT-Getriebe.
Wasserspritzen linker Außenspiegel
Ebenfalls im Forum diskutiert wurde die bei Regenwetter extrem verspritzte Seitenscheibe an der Fahrertür, sodass man im Außenspiegel nichts mehr erkennen konnte. Im St-Line hatte ich das auch, aber das ist im Vignale, wie ich gestern Abend und heute Vormittag feststellen konnte, absolut nicht so. Es kommen immer noch einige leichte Spritzer, aber die Scheibe ist immer klar und der rückwärtige Verkehr im Spiegel ohne EInschränkung erkennbar.
So weit die für mich bisher, abgesehen natürlich von der grundsätzlichen Antriebstechnologie, am deutlichsten erkennbaren Unterschiede zwischen den Autos. Witterungsbedingt und aus Zeitmangel konnte ich den St-Line leider nicht so ausfahren und testen, wie ich das vielleicht gerne gewollt hätte. Fahrwerksmäßig ist der St-Line dem Vignale, wie oben beschrieben, hoffnungslos unterlegen, einen solchen enomen Unterschied hätte ich nicht vermutet. Im Großen und Ganzen bin ich sehr froh, den Vignale gewählt zu haben, erst einmal völlig unabhängig von der Motorisierung. Im Nachhinein betrachtet ist der geringe Preisunterschied zum Vignale sehr gut angelegt, diese Erkenntnis habe ich schon nach der ersten Woche. Sicherlich werden sich im Laufe der Zeit weitere Unterschiede zeigen, die ich dann bei Gelegenheit hier ergänzen werden.
Ich wünsche ein schönes Wochenende.