Hallo zusammen,
weil es ja zwischenzeitlich doch einige ausgelieferte Kuga MK 3 gibt oder auch Probefahrten durchgeführt wurden, möchte ich dieses neue Kapitel eröffnen. Denn auch ich habe vergangene Woche einen neuen Kuga für zwei Tage probefahren dürfen und möchte nun über meine ersten Eindrücke berichten:
Es handelte sich bei meinem Testwagen um den 2,0 EcoBlue Diesel mit 190 PS und Automatik-Getriebe in der Ausstattungsvariante ST-Line X. Dieses Fahrzeug wollte ich weniger in dieser Ausstattung, aber vielmehr in dieser Motor-Getriebe-Konfiguration fahren, weil ich nach bisheriger Meinung (noch) keinen Hybrid haben möchte, aber eben einen reinen Diesel mit Automatik-Getriebe. Das Auto war funkelnagelneu mit 45 km auf dem Kilometerzähler, chromablau und sah toll aus. Und eines vorweg: Ich habe mich auf Anhieb sehr wohl gefühlt im Kuga.
Die Bedienung für den reinen Fahrbetrieb ist im Großen und Ganzen nicht viel anderes als bisher, in Details (z. B. die Anordnung und Funktion der Lenkradtasten) aber doch schon. Auf Anhieb war ich begeistert vom Fahrstufenschalter des Getriebes. Der Drehknopf ist eine tolle Weiterentwicklung, weil der Wählhebel somit entfällt und viel mehr Platz in der Mittelkonsole ist.
Als ich dann losgefahren bin, ging es zuerst über ca. 7 km Innerortsstraßen mit unterschiedlich gutem (bzw. schlechtem) Straßenzustand und ca. 3 km Landstraße. Dabei fiel mir auf, dass der Kuga im Vergleich zum vier Autos, die ich normalerweise fahre (S-Max, Audi A 5, Audi A 6 allroad, Opel Karl) doch etwas nervös auf der Straße liegt, schon bei sehr geringen Geschwindigkeiten ca. 30 – 60 km/h feststellbar. Ich hatte ständig den Eindruck, dass das gesamte Fahrzeug (unnötigerweise) schon bei leichten Straßenunebenheiten zittert und vibriert und eher nicht über die Straße gleitet. Bei schlechtem Straßenzustand war das sehr stark zu spüren. Laut Broschüre hat der Kuga als ST-Line ein etwas härteres Fahrwerk als die Serie, jedoch nicht bei Allrad-Antrieb, den der 2,0 EcoBlue nun mal hat. Deshalb gehe ich davon aus, dass hier das normale, weichere Fahrwerk verbaut wurde, das werde ich aber noch einmal hinterfragen. Der Reifenluftdruck lag vorn bei 2,3 bar, hinten bei 2,0 bar, von daher ist also hinsichtlich „weicher machen“ nichts mehr herauszukitzeln. Vielleicht bekomme ich aber auch noch einmal einen St-Line ohne Allrad, der dann eigentlich noch härter sein müsste, unter den Popo und kann dann auch in diesem Punkt vergleichen. Jedoch gefiel mir dieses Fahrwerk weitaus besser als das des letzten Kuga MK2-Vignale, in welchem ich mich ständig wie bei leichtem Wellengang auf dem Meer gefühlt habe.
Die Lenkung ist sehr direkt, anfangs doch etwas gewöhnungsbedürftig, aber man hat sich schnell darauf eingestellt und kommt gut damit zurecht. Der Überblick nach vorne ist zunächst ebenfalls gewöhnungsbedürftig, weil die Nase sich wegduckt, aber die vordere Kamera war ein wertvolles Hilfsmittel, bis man mit den Abmessungen des Fahrzeugs vertraut ist.
Zuhause angekommen, habe ich den Kuga abgestellt und erst einmal mal den Innenraum genauer unter die Lupe genommen. Die elektrischen Sitze sind toll und zugleich sinnvoll, wenn wie bei uns meine Frau und ich aufgrund unterschiedlicher Körpergrößen immer andere Sitzeinstellungen wählen müssen. Die Memory-Funktion in der Vignale-Aussattung ist dann natürlich das Highlight. Das Display des ST-Line mit den vielen variablen Einstellungen ist eine nette Spielerei. Das Head-Up-Display habe ich gleich zu Beginn voll genutzt.
Platz gibt es reichlich: auch erwachsene Benutzer der Rücksitze finden ausreichen Platz für ihr Geläuf. Ablagemöglichkeiten sind ebenfallsgenügend vorhanden, sodass für allerlei Klimbim ordentlich Staumöglichkeiten bestehen. Die Materialien von Sitzen, Verkleidungen, Dachhimmel, Armaturen usw. fand ich optisch und haptisch sehr ansprechend. Die Sitze sind bequem mit vielfältigen Verstellmöglichkeiten. Der Seitenhalt ist in Ordnung, auch wenn ich die S-Max-Sitze diesbezüglich um Einiges besser finde. In der kurzen Zeit konnte ich leider keine Langstreckenerfahrung machen, gehe aber davon aus, dass die Sitze auch auf längeren Fahrten bequem und rückenschonend sind. Im Autohaus habe ich auch einem Titanium probegesessen: Da haben mir die Sitze gefühlt besser gefallen, obwohl sie „nur“ aus Stoff und nicht aus Leder waren.
Was mir im Innenraum des Vorführwagens nicht gefallen hat, sind im Wesentlichen zwei Punkte:
- Der Monitor für Navigation, Infotainment usw. auf der Mittelkonsole stört die Optik des Armaturenbretts ganz erheblich. Da hätte es sicherlich erheblich elegantere Möglichkeiten gegeben, das Display in die Konsole zu integrieren.
- Wenn man auf dem Beifahrersitz Platz genommen hat, dann fällt sehr extrem das seitlich (bei den Belüftungsdüsen) kantige und eckig geformte Armaturenbrett auf. Das passt nicht zum eleganten und eher rundlich geformten Äußeren das Kuga.
Eine weiterer für mich persönlich sehr wichtiger Punkt ist die nicht verriegelbare Tankklappe. Dieses Thema habe ich einem separaten Thread angesprochen, siehe dort.
Außen ist der neue Kuga ein sehr schönes und ansprechendes Auto geworden. Der wuchtige St-Line-Kühlergrill ist Geschmacksache, da ist der des Titanium doch etwas dezenter und eher meine Wahl. Ein wunderbares Zubehör ist die elektrische Anhängerkupplung. Endlich hat das drunterkrabbeln zur Montage der abnehmbaren Kupplung ein Ende.
Dann gings zur ersten Fahrt: Zuerst gab es ca. 50 km Autobahn, teils mit Geschwindigkeitsbeschränkungen sowie längeren und steilen Steigungsstrecken. Der Kuga läuft mit niedriger Geräuschkulisse, der Diesel drängt sich dem Gehör nicht zu sehr auf, auch die Abrollgeräusche der Reifen halten sich in Grenzen. Das Getriebe ist ein Sahnestück: Sowohl nach Kaltstart wie auch bei Betriebstemperatur schaltes es butterweich und immer so, wie es die Einstellungen (Eco, Normal, Sport, usw.) verlangen. Für meinen Normalbetrieb würde ich die Einstellung generell auf Eco festlegen, denn ich liebe es, wenn der bullige und starke Diesel sein Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen so richtig ausnutzen kann und schnell hochschaltet, ich war begeistert. Der Motor hat viel Kraft gleich unten aus dem Drehzahlkeller, sodass man Drehzahlen über 2.500 min-1 überhaupt nicht benötigt. Wenn man dann bei Überholvorgängen doch einmal etwas fester aufs Gaspedal drückt, dann kann man mit den Schaltwippen am Lenkrad manuell in einen höheren Gang schalten und so wieder im optimalen Bereich des höchsten Drehmoments bleiben, hohe Drehzahlen vermeiden und mit geringe(re)m Spritverbrauch unterwegs sein. Abseits von Geschwindigkeitsbeschränkungen hatte ich sehr schnell und mühelos auch mal ein Tempo von 165 km/h auf der Uhr, ohne es durch höhere Windgeräusche gemerkt zu haben. Abgesehen von dem immer noch leicht nervösen Fahrwerk lässt sich der Kuga auf der Autobahn sehr gut fahren.
Nach der Autobahn ging es dann auf die Landstraße, hügelig, kurvig, eine so richtig schöne variable Teststrecke zum Ausprobieren. Natürlich habe ich auch einmal die Sporteinstellung ausgewählt: Dabei zieht die Elektronik die Schaltpunkte des Getriebes deutlich nach oben, was sportliches Fahren in erster Linie durch eine höhere Geräuschkulisse suggeriert, weniger durch bessere Fahrleistungen. Aus Gründen der Leistung ist die Sport.Einstellung in der gefahrenen Motor-Getriebe-Konstellation absolut nicht erforderlich, der 2,0 EcoBlue schafft Beschleunigen an Steigungen locker auch mit kleinen Drehzahlen; vielleicht nicht mit Eco, aber immer auch mit der Normaleinstellung. Längere Bergabstrecken konnten mit der M-Funktion des Getriebes und der mit den Schaltwippen festgelegten Gangstufe dann sehr bequem und ohne ständige Bremseingriffe befahren werden. Die Kurvenlage ist bei normaler Fahrweise angenehm neutral, prügeln wollte ich ihn aufgrund des neuen Fahrzeugszustandes nicht.
Nach einer abwechslungsreichen Strecke über insgesamt ca. 170 km stellte ich den Kuga ab mit einem auf dieser Strecke durchschnittlich Spritverbrauch von 5,1 Liter/100 km. Für ein Neufahrzeug sowie angesichts der Streckentopographie und der nicht ganz so zögerlichen Fahrweise war das ein für mich überraschend geringer Wert. Ich bin sicher, dass der Kuga im gemischten Alltagsbetrieb mit deutlich unter 5 l/100 km gefahren werden kann, wenn er denn einmal eingefahren ist.
Am nächsten Tag konnte ich bei einer Außentemperatur von 2°C den Kaltstart testen. Der Motor lief gleich von Beginn an sehr ruhig ohne Diesel-Nageln. Das Getriebe schaltete von ersten Meter an sauber, ruckfrei und butterzart. Die Sitzheizung spricht mit äußerst wenigen Gedenksekunden sofort an, einfach nur klasse. Einige kürzere Strecken des normalen Tagesbedarfs habe ich am zweiten Testtag dann noch befahren, wobei sich herausstellte, dass ich mich sehr schnell an die Bedienung, die äußeren Abmessungen und das Handling des Kuga gewöhnt habe. Leider musste ich ihn dann schon wieder abgeben.
Zusammenfassend ist für mich die Entscheidung gefallen, dass der Kuga mein nächstes Auto sein wird. Am meisten werde ich mich an das Fahrwerk gewöhnen müssen, da muss ich mit den Reifendrücken und vielleicht auch den -Größen spielen. Ich habe lange abgewartet und gezweifelt und überlegt, denn bei einer solchen Investition wollte ich nicht die Katze im Sack kaufen, sondern auch das Popometer mit entscheiden lassen. Aber es hat sich gelohnt. In Summe ist der neue Kuga ein richtig tolles Auto geworden. Nun geht es noch um die Frage der Ausstattung und der Motorisierung, (der St-Line ist raus aus der Auswahl, die Benziner sowieso), aber da werde ich in den nächsten Tagen noch einige Fahrzeuge sehen bzw. fahren, bevor auch diese Entscheidung feststeht.
Alle, die sich jetzt schon für den neuen Kuga entschieden haben, kann ich nur beglückwünschen zu einem richtig guten Auto. Mein Kompliment geht auch an Ford: Alle Achtung, diesen Riesenschritt hätte ich nicht erwartet.
Viele Grüße
Niko